Schnitzen wie die Leute in Gabun | |
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Diese Maske hatte ich viele Jahre im Blick. Ihr Aussehen hat mich stets fasziniert. Bis es mir eines Tages durch den Kopf ging: warum sollen nur diese Leute in Gabun so etwas schnitzen. Das willst Du auch. |
1993 hatten mein seeliger Freund Klaus und ich den Plan mit unseren (schon jugendlichen) Kindern eine Kanutour in Nord-Finnland auf dem Ivalojoki zu machen. Das war für mich die Gelegenheit. | |
Nach mehreren Tagen Kanufahrt hatten wir den richtigen Platz für ein paar Tage Camping gefunden. Nun begann die Suche nach einen passenden Baum. | |
Die Kriterien, welcher Baum in der 'Wildnis' gefällt werden darf, waren vorgegeben. Es war unkontrolliert aber Ehrensache sich daran zu halten. Ich ließ meinem Sohn, Benjamin, den Vortritt. Damit die Reise interessanter wird. ;-) | |
Aber. Ohh weeh. Benjamin war zu stark und der Axtstiel war nicht gerade durchlaufend gemasert. Das führte zum Bruch. |
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Ich hatte in einem Lehrfilm gesehen mit welchen Werkzeugen die Maskenschnitzer arbeiteten. Diese hatte ich auch mit. Säge, Buschmesser, Axt, Stechbeitel und Dechsel. Damit gelang es mir mühelos einen neuen, sogar besseren Axtstiel zu fertigen. | |
Das passende Stück vom Baum ab zu sägen war nicht einfach. Der Baum war zwar schon vorher abgestorben. Aber das Holz noch nass und die etwas zu kleine Bügelsäge klemmt im Holz. | |
In Filmen hatte ich es gesehen. Die Schnitzer hielten ihre Holzstücke nur mit Händen und Beinen beim Schnitzen fest und plauderten noch entspannt dabei. Ich musste einen Spanngurt zu Hilfe nehmen. Meine Kraft und Geschicklichkeit reichten dazu nicht aus. | |
Trotzdem beantworteten sich bei dieser Arbeit viele Fragen zur Technik von selbst. Antworten, die mir niemand hätte geben können der nicht selbst mit diesen Werkzeug in der Hand einmal gearbeitet hat. Diese Schnitzer arbeiten nach Tradition und Gefühl. Ein theoretischer Beobachter kann kaum erahnen um welches Geschick es hier geht und deshalb auch nicht die entsprechenden Fragen stellen. Die Tradition des jahrelangen Lehrlings, hier wie überall gibt es nicht umsonst. | |
Angeregt durch mein Tun saßen bald alle im Camp und versuchten irgend etwas kleines zu schnitzen. | |
Da unser Zeitplan begrenzt war mußte ich mein grob geformtes Holzstück so transportieren. Wir fuhren noch viele Stromschnellen den Fluß hinunter. An unser geplantes Ziel. Von dort aus wieder mit unseren Autos durch Finnland, längs durch ganz Schweden, Dänemark und Norddeutschland zurück nach Berlin. Der schöne Abenteuerurlaub war hiermit beendet. | |
Meine Schnitzarbeit aber längst nicht. Die setzte ich in unserem Garten fort. Für den Feinschliff kamen außer die Dechsel noch Stechbeitel und eine Sägezahnraspel grob und fein zum Einsatz. | |
Den Innenkern der Maske musste ich in Finnnland sofort entfernen. Damit die äußere Ansicht nicht immer neue Risse bekommt. Einige bläulich gefärbte Partien muss ich in Kauf nehmen. Das ist der Preis dafür, dass man nur schon gestorbene Bäume fällen darf. Auch ist die Maske etwas schlanker als ihr Vorbild. Die Kiefern in der Gegend werden nicht so kräftig weil sie in dem Felsenboden keine gute Lebensgrundlage haben. Sie passt aber trotzdem auf meinen Kopf. | |
Die nötigen Löcher wie Augen nach meinen Maßen und so weiter, sowie die Brandzeichnungen habe ich mit einem dicken alten Schraubendreher durchgebrannt und gezeichnet. Es war gar nicht so leicht ihn im Holzkohlegrill zum glühen zu bekommen. Es war viel Holzkohle und ein Campingblasebalg zum pusten nötig. Leider babe ich davon keine Bilder. | |
Für die weiße Ansicht kaufte ich Kalkpulver im Baumarkt und löste es im Wasser zu einen flüssigen Brei. Nach dem Anstrich musste ich die Brandzeichnungen noch einmal mit dem glühenden Schraubendreher wiederholen. Das ging jetzt aber leichter. | |
Die Faserbekleidung der in Gebrauch befindlichen Masken sind viel ausgeprägter. Am Vorbild überhaupt nicht mehr vorhanden. Ob so zu uns gekommen weiß ich nicht. Unser Restaurator, Herr Helmcke gab mir aus seinem Materiallager ein dickes Stück Hanfseil. Das habe ich auseinder gedreht und an meine Maske geknüpft um wenigstens andeutungsweise eine Vorstellung von der Maskenbekleidung zu haben. | |
Wer am Mittwoch meine persönliche Internetseite öffnet bekommt dann diese Maske zu sehen. Das Tuch im Hintergrund ist ein Andenken an die seelige Frau Prof. Christine Kron geb. Stelzg. Es war ein Geschenk, welches sie mir aus Mali mitbrachte. |